Double Wedding Ring

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2016 habe ich den ersten Versuch gemacht, einen DWR zu nähen. Es ging mäßig.
Ich habe sofort schöneren Stoff gekauft, um einen 9-er Ring zu nähen. Aber irgendwie waren andere Quilts gerade dringender.

Also hat es bis April 2018 gedauert, bis ich den schönen Stoff endlich verarbeitet habe.

Zum Einstieg hab' ich mehrere DWR-Videos angesehen - am besten gefielen mir die von Ebony Love (auch wenn ich meinen DWR mit den Acryl-Linealen von Marti Michell ausgeschnitten habe).
Beim Ausprobieren und Nähen habe ich dann noch einiges verändert.

Ab jetzt folgt also nicht der Nachbau eines der Tutorials von den youtube-Cracks, sondern mein eigenes Tutorial. Dann kann ich mich beim nächsten Mal gleich dran halten!

Zur Orientierung wegen der vielen Teile:
Es gibt eine Melon. Darum liegt ein Bogen. Der besteht aus einem kurzen Bogen (wird aus 6 Einzelstücken zusammengesetzt) und einem langen Bogen (kurzer Bogen plus 2 Ecken).
Das Ergebnis ist ein Football.
Als letztes gibt es ein großes Mittelstück.

Bei diesem 9-Ring-DWR werde ich die Bögen aus 6 einzelnen Stücken zusammensetzen. 2016 hatte ich die Bögen aus einem Stück Stoff geschnitten, das war einfacher.


Jetzt entscheidet sich, in welche Richtung ich die Nahtzugaben umbügeln möchte (Ich hab's mit auseinander bügeln probiert - besser nicht).
Der kurze Bogen liegt beim Nähen unten, das grüne melon-Teil oben. Also sollten die Zugaben in Nährichtung umgebügelt werden.


Melon annähen:
Hier bei der kurzen Bogenhälfte direkt an der Ecke ansetzen, genau parallel zum inneren Rand der Bogenhälfte.
Notfalls in der Mitte eine Stecknadel stecken, damit man weiß, wo die Mitte etwa ist.
Der Rest wird frei geführt - der Bogen liegt immer genau am Seamguide, die melon führt man vorsichtig mit der linken Hand immer nur den nächsten inch genau drüber.
Klappt prima. Das allerletzte Stück melon ist zu kurz, um es zu führen, da hilft die Pinzette.


Gebügelt wird dann nach außen zum Bogen, da ist mehr Platz.

Den 2. kurzen Bogen dazu legen - er muss spiegelverkehrt sein (jedenfalls bei meiner Stoff-Verteilung).
Und wieder gucken - wie wird die Nährichtung sein? Diesmal liegt das grüne melon-Teil unten - also obacht, in welche Richtung die Nahtzugaben des 2. Bogens umgebügelt werden müssen.
Die beiden Eckstücke an den kurzen Bogen nähen, das Ergebnis ist der lange Bogen. Die Ecken habe ich Richtung Ecke gebügelt, da ist mehr Platz.


Jetzt geht es definitiv nur mit Stecknadeln weiter.
Die erste Nadel wird in die Naht des langen Bogens gesteckt (1/4 inch Abstand zur Stoffkante). Dann in das untere Teil (also das Teil mit der melon) einstecken, auch hier genau in die Naht (1/4 inch Abstand zur Stoffkante). Dann die Nadel ganz durchstecken, die beiden Stoffteile liegen jetzt genau mit der Stoffkante aufeinander. Nadel feststecken.


Die 2. Nadel kommt in die Mitte, die 3. ans Ende nach dem gleichen Prinzip wie die erste.
Das sieht zwar verwuschelt aus, weil es nicht glatt liegen kann und soll. Ist aber völlig ok!


Beim Nähen die beiden ersten Teile genau parallel ausrichten (s. unteres linkes Foto, das ist wieder gefühlt verwuschelt, ist aber völlig ok). Und dann kommt schon die Stelle mit der 1. Nadel.

Bis zur 2. Nadel wieder frei führen, dann weiter zur 3. und danach wieder mit Pinzette ziehen, damit die Ecken sauber parallel enden.
Auch diese Nahtzugabe nach außen Richtung Bogen bügeln.
Im Idealfall sieht der entstandene Football so aus wie auf dem Foto - die Melon trifft die Bögen in den beiden Ecken genau.
Meine ersten beiden Footballs sahen nicht so aus - dann habe ich die Sache mit den 3 Nadeln begonnen, danach wurden alle Footballs so schön wie dieser auf dem Foto.


Das große Mittelstück wird am ersten Football ebenfalls nur mit 3 Nadeln festgesteckt.
Besonderheit: Das schmale Ende muss 1/4 inch oberhalb der Naht beginnen (eigentlich logisch). Dort kommt die 1. Nadel hin.
Die 2. wie immer in die Mitte; die 3. ans Ende, wieder mit 1/4 Nahtzugabe. Auf dem 3. Foto ist das Teil genäht, sieht schon deutlich weniger verwuschelt aus.


Gebügelt wird jetzt Richtung Mittelstück.

Auf dem 1. Foto sieht man das Layout der beiden nächsten Teile. Dann wird das rechte große Teil auf den linken Football gekippt.
Jetzt braucht man 4 Nadeln:
Die beiden Eck-Stücke der beiden Footballs passen genau aufeinander und werden mit der 1. Nadel fixiert.
Die 2. Nadel kommt bei beiden Teilen in die Naht zwischen Eck-Teil und 1. Bogenhälfte.
Die 3. Nadel in die Mitte, die 4. an das schmale Ende (wieder 1/4 inch überstehen lassen).

Am besten das 4. Foto anklicken zum Vergrößern, da sieht man alle 4 Nadeln gut.


Und wieder Richtung Mittelstück bügeln.
Idealerweise sieht es jetzt so aus.


Dann werden diese halben Ringe in Reihen zusammengenäht, in diesem Layout:

 

Das Zusammennähen der Reihen folgt genau dem gleichen Prinzip. Ich habe immer nur einen Football an das nächste Mittelstück gesteckt und genäht, erst dann den nächsten Football gesteckt. Sonst wird das Stoffpaket auf dem Schoß zu chaotisch.
Das Zusammennähen war überraschend einfach, genauso dann die restlichen Footballs außen an das Top nähen.


Und nun? Das Top war fertig, eigentlich nicht besonders groß. Was mache ich damit bloß?
Für einen Babyquilt ist es zu klein. Mehr Stoff habe ich aber vor zwei Jahren nicht gekauft. Und eigentlich möchte ich das Top auch behalten, meinen ersten DWR!
Aufhängen will ich ihn auch nicht, soooo viel freie Wände habe ich nicht.
Hm. Das Top wird ein Einwickeltuch! Ich bin ziemlich viel unterwegs und pendele zwischen mehreren Haupt- und Nebenwohnorten und packe lfd. Trolleys oder Rucksäcke. Und immer wieder ist was dabei, was empfindlich ist und dann extra in Kleidung oder Handtücher gewickelt werden muss. Da ist ein edles Einwickeltuch doch brauchbar :-)

Es wird also ein ungefütterter Quilt, nur mit einer Rückseite.
Ich habe mit Polyester alle großen Teile (Melon, Bögen, Football) in der Naht gequiltet. Von vorne sieht man wie gewünscht nix, von hinten schöne Kreise. Schon mal gut. Was mache ich mit diesen Mittelstücken? Damals beim Handquiltkurs bei Esther Miller habe ich einige Schablonen gekauft, eine davon hatte genau die richtige Größe für das Mittelstück. Statt mit Hand hab ich das Muster halt freemotion gequiltet.


Wie bei 'normalen' Quilts auch wird nach dem Quilten der Rand sauber getrimmt. Dafür braucht man das Lineal nicht, einfach vorsichtig mit dem Cutter entlang fahren.

 

Und jetzt kam das eigentliche Problem. Was mache ich mit dem Rand?
Wie ich das verstehe, gibt es 3 Möglichkeiten:
- ein normales binding, das den Umrissen des Tops folgt
- ein facing, das den Umrissen des Tops folgt
- Das Top auf ein rechteckiges Stück Stoff applizieren, so dass der Quilt hinterher gerade Kanten hat. Da  kann man wiederum ein normales binding drannähen.

Diese 3. Methode hatte ich schon vor dem Quilten aussortiert - ich finde gerade den geschwungenen Rand bei DWR so schön. Und vermutlich muss man das Applizieren vor dem Quilten machen. Hab ich nicht genau gelesen, will ich ja nicht machen.

Die 1. Methode will ich auch nicht machen - ein binding bei einem ungefütterten Quilt wird mir zu dick und auftragend.

Also ein facing. An sich überhaupt kein Problem, habe ich schon bei einigen Platzdeckchen gemacht. Anleitung steht hier.
Aber ob das bei den geschwungenen Linien auch geht?
Erstmal habe ich aus Stoffresten der Rückseite und des Tops nochmal lauter Bögen und Ecken genäht.


Jetzt kommt ein toller Trick (ich glaube, er stand im booklet der Acryl-Templates von Marti Michell).
Damit das Umschlagen und Festnähen des Facings später leichter geht, näht man eine Linie auf die Umschlag-Kante des facings, knapp 1/4 inch von der Stoffkante entfernt.
Und dann wird das Facing-Ding einfach rechts auf rechts auf das Top genäht.

 

Dann ganz normal das facing nach hinten umbügeln.
Hmja. Hier sind wir beim Problem. Es ging nicht so ganz faltenfrei, trotz viel Dampf im Bügeleisen. Ich habe den Stoff beim V-Einschnitt eingeschnitten, aber so richtig glatt ging es in den Vs nicht. Ihr kennt das, wenn manche Leute  im Sommer Shorts tragen, die nicht richtig sitzen und irgendwie im Schritt eingeklemmt sind? So sieht das bei manchen Vs aus.


Naja.
Aber dank der Vorbereitungsnaht ging das Umschlagen und mit Hand-Annähen auf der Rückseite wieder ganz leicht.

 

Et voilà! Mein erster DWR!

 

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